Ich zumindest konnte mir an manchem Morgen einiges anhören!
Ich habe es geliebt. Ja, ich war manchmal richtig berührt. Bin es heute immer noch.
Jeden Morgen, kurz nach Betreten des Unternehmens, drehte ich meine Runde durch die Werkstatt. Viele Mitarbeiter achteten dann nicht darauf, ob ich „Guten Morgen“ sage, sondern wie ich „Guten Morgen“ sage.
Und wenn ich dann die falsche Lautstärke, den falschen Ton oder gar keinen Ton draufhatte, kam es direkt aus manchen Ecken:
๐ „Heute schlecht drauf?“
๐ „Gibt es heute keine fröhliche Tageszeit?“
oder wenn der Ton stimmte
๐ „Was ist los? Heute so heiter?“
Und zumeist habe ich dann zurückgefragt, was diesen Eindruck von mir erweckt. Dann bekam ich ein ungeschminktes Feedback. Und das noch vor dem ersten Büro-Kaffee.
Wie gesagt, ich habe es geliebt. Und das wussten die Mitarbeiter. Und ich konnte mich drauf verlassen, dass ich ein ehrliches Feedback bekomme.
Diese Verbindung, diese Vertrautheit untereinander war einfach genial.
Nicht von jedem Kollegen waren die Mitarbeiter den morgendlichen Gruß gewohnt. Weil viele (insbesondere Führungskräfte) gruß- und emotionslos durch die Werkstatt laufen.
Manche bekommen gar nicht mit, dass es auch noch Menschen in der Werkstatt gibt, so sind sie im Tunnel.
In einem anderen Unternehmen fragte mich mal ein Mitarbeiter, der seit 2 Jahren im Unternehmen beschäftigt war, ob ich wüsste, wer der Herr im Anzug sei. Ich sagte: „Ihr Chef“.
Ein „Guten Morgen“ hat nichts mit der Tageszeit zutun. Es ist ein wichtiger Schlüssel zur Zusammenarbeit und manchmal auch ein Temperaturmesser der Stimmung.
Grüßen Sie auch jeden, dem Sie in der Werkstatt begegnen?
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